Jetzt stand tatsächlich der zweite Tag Bridge spielen im Viertelfinale auf dem Programm. Der vergangene Tag war zwar bridgefrei, frei von Anspannung und Anstrengung war er aber beileibe nicht. Die Ungewissheit, ob nicht doch ein Spieler positiv ist, das Warten vor der Apotheke und das Drama um das abgeschleppte Auto und die viertelstündlichen Updates der WBF, ob und wie die einzelnen Wettbewerbe weitergeführt werden sorgten dafür, dass wir ständig unter Strom standen. Am heutigen Tag mussten die Belgier geschwächt antreten. Für einen der beiden Männer, die am Vortag positiv getestet wurden, konnten sie zwar noch einen negativen Test vorlegen und er war somit spielberechtigt, der zweite Mann saß aber in Isolation auf dem Hotelzimmer und konnte nicht in das Geschehen eingreifen. Mit 8 IMPs Rückstand und noch 48 Boards zu spielen war noch alles offen. Vierelfinale Session 4 Belgien Die Aufstellung der Belgier war klar, Ehepaar Labaere und Dobbels-Dauwe mussten spielen. Wir setzten am Vormittag Dani-Helmut mit Marie-Paul ein. Die Belgier scheinen die schlechten Corona-Nachrichten gut überwunden zu haben und legten einen Blitzstart hin - nach drei Boards stand es aus unserer Sicht 0-19. Doch in der zweiten Hälfte der Session kämpften wir uns wieder etwas heran. Das Set ging 31-18 an die Belgier und insgesamt lagen wir nunr 104-125 IMPs zurück. Viertelfinale Session 5 Belgien Langsam brauchten wir ein gutes Set. Der Rückstand ist zwar nicht allzu groß, doch wenn das Set wieder verloren gehen sollte, müssen wir im letzten sehr gut agieren - nicht unmöglich, doch gute 16 Boards jetzt würden den nötigen Schwung geben und den Druck bei den Belgiern erhöhen. Anne-Michaelund Dani-Helmut setzten das perfekt um! Nach einer zügigen Reizung in 3nt in Board entschied sich Michael von seiner besseren Oberfarbe auszuspielen - er hatte 10 8 3 in Coeur gegenüber 8 5 3 in Pik. Coeur war eine Goldgrube als der Partner mit KJxxx hinter der Double Dame am Tisch saß - +12 IMPs für uns! Nur drei Boards später traf Michael wiederum eine goldrichtige Entscheidung: Was hätten Sie über 1Pik mit gepasstem Partner auf Nord getan? Der belgische Spieler entschied sich für 2Coeur, in denen er nach p p x p von Ost strafgepasst wurde für 800. Doch welche Alternativen hat man? Passen mit 15HCP ist zu passiv, 1NT ohne richtigen Stopper sieht auch nicht gut - also die flexible Wunderwaffe: Kontra. In zwei Karo konnte man nicht abkontriert werden und so ging man selbst in 3NT down, da die Hand nicht sonderlich freundlich steht. Das bedeutete weitere 14 IMPs für uns! Als der Gegner einen Schlemm auf Board 12 reizte, der mit einem fehlenden Ass und ohne Trumpfdame und -bube im 9-Karten-Fit einen guten Stand der Trümpfe gebraucht hätte und dies diesmal nicht der Fall war, gewannen wir auch hier zweistellig: 11 IMPs rein. Am Ende des Segments haben wir nur den Rückstand verkürzt, sondern konnten sogar in Führung gehen. Das Segment ging 44-18 an uns und vor den letzten 16 Boards zeigte das Scoreboard ein 148-143 für uns! Viertelfinale Session 6 Belgien Wir gingen also mit dem erwünschten Schwung und Optimismus in das letzte Segment gegen Belgien. Diese überraschten uns damit, dass sie ihren Kapitän als Spieler eingewechselt hatten und mit Frau Dewasme spielen ließen. Eine Mitteilung hatten wir hierüber leider nicht erhalten und eine Konventionskarte haben sie auch nicht eingereicht. Was solls, einen so großen Vorteil werden sie in einer uneingespielten Partnerschaft nicht haben. Wir setzten unsere international erfahrenen Dani-Helmut und unsere Youngster mit Nerven aus Drahtseilen Marie-Paul an den Tisch. Nach ein paar kleinen Swings hatten wir nach 10 Boards unseren Vorsprung von 5 auf 6 IMPs vergrößert. Es war noch nicht viel passiert, doch dieses Viertelfinale sollte noch eine emotionale Achterbahnfahrt bereithalten. In Board 27 verloren wir 12 IMPs und waren plötzlich mit 7 IMPs in Rückstand geraten. Als sich zu diesen 7 IMPs noch drei weitere in den nächsten drei Boards gesellten blieben uns nur noch zwei Boards, um das Ruder herumzureißen. Es wurde Board 31 zunächst im Closed aufgelegt: Marie und Paul reizten 4 Coeur. Sie hatten einen guten Schlemm ausgelassen, den bislang alle erfüllten, die ihn spielten. Ich war als Kapitän zu diesem Zeitpunkt sehr angespannt. Man kann nichts machen, hat es nicht in der Hand und fiebert mit. Ich bereitete mich innerlich darauf vor, dass ich meine Spieler gleich trösten muss. Doch ab und an passiert das Unerwartete! Als am anderen Tisch Helmut in einer Cue-Bid-Sequenz 5 Karo kontrierte, wollte Nord die Hand rightsiden und selbst spielen mit KJx - nur allzu verständlich. Doch es führte dazu, dass man in einem spiellosen Kontrakt von 6NT landete. Das bedeutete 13 IMPs für uns - wir lagen wieder vorne!!! Was für ein Nervenkitzel!!! Auf der letzten Hand gewannen wir auch noch IMPs und wir zogen somit in das Halbfinale ein - Wahnsinn! Wir stehen unter den vier besten Teams der Welt! Dort wartet mit Frankreich einer der absoluten Top-Favoriten. Wir werden sehen, was die 96 Boards gegen eine Mannschaft von Profis für uns bereithält.
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Nikolas
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